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Rotzfreche Teenies,
zieht auch warm an!

Ulrich Wickert
Der frühere «Tagesschau»-Moderator» vermisst Höflichkeit und
Respekt und will härtere Strafen
Deutsche Lehrer wüssten kaum mehr, wie sie sich
Respekt verschaffen könnten. Lehrer seien aber erst «das zweite Problem», sagt
der frühere «Tagesschau»-Moderator und Buchautor Ulrich Wickert, in einem
Interview mit der «Bild am Sonntag». Das erste Problem seien die Eltern. Die
würden die Erziehungsverantwortung an die Lehrer abschieben, aber «die Lehrer
können nicht reparieren, was Eltern versäumt haben».
So weit kommt uns das Problem in der Schweiz bekannt vor. Was Wickert dann
daraus folgert und fordert, würde uns aber eher weniger in den Sinn kommen: Der
Staat soll es richten. Konkreter: Ganztagsschulen und Ganztagskindergärten. Für
seine These stützt sich Wickert auf den französischen Soziologen Emile Durkheim
(1858 – 1917). Bei ihm wäre zu lesen, dass der Statt «im Allgemeinen» besser
erziehe als die einzelne Familie. Wickert ist sich bewusst, dass er damit eine
eher umstrittene These aufstellt, und nahm sie etwas zurück. «Bürgerliche
Eltern» wären natürlich der Meinung, dass sie das viel besser könnten. Aber für
die grosse Masse gelte das nicht. «Denken wir doch nur daran, mit welchen
Problemen Kinder heute in die Schule kommen.»
Ulrich Wickert will sich allerdings nicht aus der persönlichen Verantwortung
stehlen. Auch er sei in der Jugend nicht immer höflich und respektvoll gewesen.
Im Gegenteil: Anfang der 70er sei es in Deutschland ein Symbol für «geistige
Unabhängigkeit» gewesen, anderen keinen Respekt zu erweisen. Zerrissene Jeans
und das Weglassen der Krawatte wären solche Ausdrucksformen gewesen. Und mit
seiner Tochter habe er auch gedacht, «man könne das ein bisschen lockerer
angehen lassen». Nach einem Knatsch habe ihm aber die Tochter zu verstehen
gegeben, dass es mit ein paar festen Regeln einfacher ginge.
Lehrer sollten nicht zu sehr Kumpel ihrer Schüler sein wollen, sondern eher
Vorbilder für respektvolles Verhalten. Strafen müssten ebenfalls sein, auch das
weiss Wickert von Durkheim, Straffen gehörten dazu, «damit Regeln anerkannt
werden». Und Straffe könne schon sein, die Dinge beim Namen zu nennen. «Wir
müssen einen Gauner einen Gauner nennen», wobei er beim Titel seines neusten
Buches war.
(Aargauer Zeitung, 12.03.2007
(ap / Keystone / NRD / Jörg Grönitz / chb))
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